Liebe Leute, das treibt mich um. Natürlich ist es wichtig, Kinder in Museen und historischen Parks Wissen über die Geschichte und das Leben der Menschen in früheren Zeiten zu
vermitteln. Wenn man Kindern kein Wissen beibringt, werden sie doof und unerträglich, Erwachsene übrigens auch; das ist insbesondere schlimm, als dass das Fehlen von Wissen nicht von einem
Fehlen der Meinung oder Meinungsäußerung begleitet wird: auch wer keine Ahnung hat, hat eine Meinung; als Referenzen gelten dann eben Entertainment (Kino, Serien, Games): schließlich
müssen die das ja irgendwie recherchiert haben.
Im Museum, im Park wird mit dieser leicht schluckbaren Kost konkurriert. Das Erfolgsrezept lautet gemeinhin, es noch leichter schluckbar zu machen.
Wissen wird deshalb für die kleinen Hirne der Kinder aufbereitet wie das Kalbfleisch für das Kinderschnitzel: es wird kleinportioniert, flach geklopft, dick paniert und mit dem immer gleichen
Ketchup und den immer gleichen Pommes serviert.
Später beschwert man sich dann, dass der Bildungshorizont der Kinder klein und eindimensional sei und die Kinder "nur auf die Action abfahren" würden. Das ist in etwa so, als würde man
die Vorliebe der Kinder für Coca-Cola durch vermehrte Gabe von Coca-Cola beantworten, bei gleichzeitigem Jammern über deren zunehmende Fettleibigkeit.
Ich bin kein ausgebildeter Pädagoge, aber was ich bislang immer beobachten konnte war:
Kinder sind neugierig. Setzt ihnen etwas ungewohntes, unbekanntes vor – und sie steigen darauf ein. Setzt ihnen etwas bekanntes, gewohntes vor und sie werden sich in gewohnten Bahnen bewegen
(und sind schnell gelangweilt).
Kinder können ziemlich was ab. Sie beschäftigen sich lieber länger mit einer anspruchsvollen Aufgabe als kurz mit einer, die auf Nutella-Preisausschreiben-Niveau rangiert. Im Gegenteil, wer
sich ihnen auf letzterem Niveau nähert, erfährt oft Verachtung und Geringschätzung.
Kinder machen gerne mit – weshalb man vorsichtig sein soll mit dem, wobei man sie mitmachen lässt. Wer Kinder einen Schwachsinn wie "Kinderexerzieren" oder "Kindergladiatorenkampf" machen
lässt, brutalisiert sie (meistens die kleinen Jungen) und spielt den Respekt vor Waffen und dem Töten allgemein herunter. Wer Kindern eine Handwerkstechnik beibringt, fasziniert sie und
erhöht ihr Kompetenz- und Interessenspektrum.
Kurz: Macht ein dediziertes Kinderprogramm – und ihr zieht desinteressierte Bratzen heran, die niveaulose Games und Movies bevorzugen. Macht ein anspruchsvolles, authentisches Programm – und
die Kinder lernen was und werden vernünftig. Das ist jetzt etwas überzogen, aber nur etwas; das richtige Angebot zu bieten ist unsere Aufgabe und unsere Verantwortung. Wer sich auf "die
Kinder" und deren Verlangen nach Action und den o. g. Kinderschnitzel-Angeboten beruft, verkennt seine Verantwortung.